Zur Zeit sind kleine Verstärker – oder allgemein HiFi-Komponenten – ja zahlreich am Markt vertreten, die meisten davon mit Class-D, -T oder sonstigen Schaltverstärker-Konzepten oder -Bausteinen. Eine Ausnahme soll da der Musica Sereis30 INT aus Japan machen. Er ist zwar klein, puristisch (2 Eingänge, ein Lautsprecherausgang) und schick, aber eben kein Schaltverstärker. Passend zum Vollverstärker gibt es auch noch Phonovorverstärker und USB-D/A-Wandler, jeweils mit einer Miniaturröhre im Signalweg, aber ich höre mir erstmal den freundlicherweise von Peter Steinfadt von der Frankfurter Hörgesellschaft zur Verfügung gestellten Verstärker an. Die Empfehlung lautet, wirkungsgradstrake Lautsprecher anzuschliessen, da der Verstärker dann erst richtig aufblüht.
Von vorne beherrscht der große kugelige Lautstärkeregler das Geschehen, daneben gibt es noch einen Schalter für Aus/Eingang1/Eingang2 und eine Leuchtdiode. Auf der Rückseite geht es ebenfalls übersichtlich zu, neben den 2 Cinch-Eingängen gibt es einen Satz für die Größe ordentliche Lautsprecherklemmen und die erste Abweichung von dem, was ich laut der Website erwartet habe. Der Series30 INT hat nämlich kein festes Netzkabel, sondern eine Buchse für das beiligende Steckernetzteil.
Das Netzteil ist dann auch nicht, wie auf der Homepage beschrieben, ein „40VA large capacity OI-type power transformer“, sondern ein Schaltnetzteil mit 12V/2A. Also ist das mit dem „für Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad“ durchaus ernst zu nehmen, schliesslich kann der Verstärker nicht mehr Leistung abgeben, als er aus dem Netzteil bekommt (und das sind nunmal nur 24W). Bei einem Schaltverstärker könnte das mit dem entsprechend hohen Wirkungsgrad ja fast noch 2x10W sein, bei einem Nicht-Class-D-Verstärker entsprechend weniger. Ich bin zwar schon neugierig, aber erst wird gehört 🙂
An der bereit stehenden Triangle Magellan Cello musiziert er munter, ohne Hang zur Schärfe und rhythmisch schön flüssig, mit einem ordentlichen Druck im oberen Bassbereich. Bei klassischen Aufnahmen in großen Räumen löst sich das Geschehen nicht ganz so vom Lautsprecher, wie ich es gerne hätte, aber für die Größe und den Preis von knapp über 500 Euro geht das vollkommen in Ordnung. Zu laut sollte man allerdings nicht machen, dann merkt man schnell die Grenzen des kleinen Amps.
Um es dem INT noch etwas leichter zu machen, schliesse ich als nächstes die Odeon Rigoletto an, was sicherlich auch eine passendere Kombination ist und preislich eher im vernünftigen Rahmen liegt. Hier hat es der Verstärker schon leichter, vorallem im Bassbereich. Der Rums im oberen Bassbereich ist nicht mehr ganz so ausgeprägt, nach ganz unten lässt es etwas an Volumen vermissen. Was erstaunlicherweise auch nicht besser wird ist die Ablösung vom Lautsprecher und die Geschmeidigkeit im oberen Frequenzbereich. Aber wie gesagt, man muss die Kirche im Dorf lassen und auch den Preis berücksichtigen.
Nachdem ich mir also einen möglichst unvoreingenommenen Höreindruck verschafft habe beschäftig mich doch die Frage, wie und was da in dem kleinen Kistchen werkelt und erstaunlich gute Musik zu Gehör bringt. Also Schraubendreher gezückt und den Deckel abgeschraubt:
Was mich da erwartet, ist nicht all zu viel: es sind lediglich 2 aktive Bauteile vorhanden und eine Hand voll Kondensatoren und Widerstände. Bei den beiden Halbleitern handelt es sich aber nicht um Einzeltransistoren – und damit um ein super puristisches Konzept – sondern um integrierte Leistungsbausteine mit diversen eingebauten Schutzschaltungen etc. Genau genommen sind es 2 TDA2005, die als Stereo- oder Brückenverstärker normalerweise in Autoradios ihren Dienst verrichten. Das erklärt auch das 12V-Netzteil. Die Verstärkerbausteine arbeiten im Class-B-Betrieb und können theoretisch eine Leistung von 20W pro Kanal abliefern, was aber durch das Netzteil limitiert wird.
Auf der Platine ist sehr schön zu sehen, dass da mal mehr Bauteile vorgesehen waren:
Fazit:
Es ist schon erstaunlich, was man aus so kleinen integrierten Halbleiterschaltungen rausholen kann, für den Preis geht der Verstärker für mich damit vollkommen in Ordnung. Eine audiophile Offenbarung ist er allerdings für mich nicht, aber das habe ich auch nicht erwartet. Wieviel Potenzial noch im Netzteil steckt würde mich schon interessieren, da könnte man zum einen mit einer Akkuversorgung arbeiten oder auch mal ein Labornetzteil dran hängen… was sich dann wohl klanglich tut?
Nachtrag:
Mit einem im Lager ausgegrabenen guten alten Labornetzteil (nicht getaktet, stabilisiert) legt der Musica Verstärker noch ein gutes Stück zu: die Abbildung wird stabiler und er wirkt weniger angestrengt, der Grundcharakter ist aber unverändert. Die geringeren Störungen aus dem Netzteil und die größere Stromlieferfähigkeit sind bei einem kleinen puristischen Verstärker von großem Vorteil, nur ist die Lösung mit dem Labornetzteil sicherlich nicht praixistauglich und nicht mehr so klein und smart. Ein Kompromiss wäre wohl ein größer dimenioniertes externes Schaltnetzteil mit möglichst geringem Störspektrum am Ausgang. Die Lösung schlechthin wäre ein in den Verstärker eingebauter 12V Akku mit Ladeautomatik, dann ist das externe Netzteil klanglich irrelevant 🙂