Musical Fidelity M6si

Musical Fidelity M6si
Musical Fidelity M6si

Eigentlich handelt es sich nur um eine Kleinigkeit, über die man leicht hinwegsieht. Ein einziger Buchstabe, und dazu noch ein kleiner. Nur das „s“ ist hinzugekommen und macht aus dem seit vielen Jahren bekannten und etablierten Musical Fidelity M6i Vollverstärker den neuen M6si. So weit, so gut, aber was hat sich ausser dem kleinen „s“ geändert? Es gibt wie schon vorher einen USB-Eingang, der jetzt asynchron ist, der Schalter für die Nutzung des Eigangs Aux1 als HomeTheatre-Eingang kennen wir auch schon und ebenso die XLR-Eingänge. Dazugekommen ist ein zusätzlicher Eingang namens „Phono“ – es kann also wieder direkt und ohne zusätzliche Kästchen ein Plattenspieler angeschlossen werden. Den Daten nach ist der Eingang sogar extrem rauscharm und dazu noch umschaltbar zwischen MM und MC. Ok, er ist für MC nicht einstellbar, aber dafür mit 100 Ohm sehr praxisgerecht für viele MC-Tonabnehmer. Apropos Daten: auf dem Papier hat der M6si im Vergleich zum M6i einen Tick mehr Leistung, die Verzerrungen haben sich fast halbiert und der Dämpfungsfaktor ist einen Hauch größer. Soviel zu den Daten.

Musical Fidelity M6si - Rückseite
Musical Fidelity M6si – Rückseite

Was mir im Betrieb sofort aufgefallen ist: es gibt wie am großen M6 500i eine Standby-Taste und keinen harten Ein/Aus-Schalter mehr auf der Front. Dieser Umstand ist der Tatsache geschuldet, dass es auf der Rückseite jetzt Trigger-Eingang und -Ausgang gibt, um das Gerät über Schaltspannung in Betrieb zu nehmen. Komplett abschalten lässt der M6si sich jetzt also nicht mehr, nur durch ziehen des Netzsteckers, da er auch auf der Rückseite keinen Netzschalter hat. Aber keine Sorge, in Standby liegt die Leistungsaufnahme unter 0,5W.
Nach ein Paar Stunden Betrieb fällt noch etwas anderes auf: der M6si wird auch ohne große Anstrengungen, also wenn er an ist aber keine oder nur sehr leise Musik läuft, sehr viel wärmer als der M6i. Der Ruhestrom ist demnach deutlich höher, der Bereich in dem der Verstärker in Class-A arbeitet dürfte also kräftig zugelegt haben. In der Praxis heisst das, dass mit wirkungsgradstarken Lautsprechern der Class-A Bereich nicht verlassen wird und damit das ganze nochmal deutlich besser klingen dürfte :-). Ob dem tatsächlich so ist, werden wir nach dem Einspielen hören, das ich dem guten Stück jetzt gönne. Die ersten Stunden haben zumindest auch uneingespielt schon mal viel Freude gemacht.
Es zeigt sich also wieder: auch klitzekleine Kleinigkeiten wie ein zusätzliches „s“ können große Freude bereiten.

Musical Fidelity M6 – Höreindrücke

Habe ich schon gesagt, dass ich ganz schön gemein sein kann? Nein? Aber aufgefallen ist es Ihnen bestimmt schon, weil ich gerne preiswerte Geräte gegen vermeintlich überlegene und wesentlich teurere antreten lasse. Das konnte ich mir natürlich auch bei Musical Fidelity’s M6i nicht verkneifen und habe ihn neben dem Moon i3.3 auch im Vergleich zum Gryphon Atilla gehört. Alle drei Verstärker lassen sich ja symmetrisch ansteuern, also stand dem direkten Vergleich mit Gryphon’s Scorpio CD-Player als Quelle und den Wilson Benesch A.C.T. als Lautsprecher nichts im Weg.
Was als erstes auffällt ist die Kontrolle und Kraft, die der M6i mitbringt. Genauso substantiell wie der Moon i3.3 hat er die Wilson Benesch bis in die tiefsten Lagen sicher im Griff und geht richtig nach vorne. Spielfreude, Offenheit und Kontrolle zeichnen sein Wesen aus. Im oberen Frequenzbereich hält er sich nicht zurück, sondern legt gern noch eine Schippe drauf, sodass man mit der Lautsprecherauswahl und der passenden Verkabelung aufpassen sollte, dass es nicht überbrilliant wird. Aber nervig oder scharf wird es trotzdem nicht, es ist also immer eine Portion Luft zum analytisch-kühlen gewahrt.
Was mich auch erstaunt und erfreut hat ist, wie frei von Nebengeräuschen (Rauschen, Brummen) der Verstärker trotz seiner enormen Leistung im kompakten Gehäuse spielt. Weder beim Ein- noch beim Umschalten macht er unfeine Nebengeräusche und auch an der wirkungsgradstärkeren Triangle Quatuor verhält er sich mustergültig.
Ein tolles Feature ist übrigens auch der USB-Eingang, über den man z.B. direkt mit seinem Mac- oder sonstigen Note-Book Verbindung aufnehmen kann. Solange die Musik nicht komprimiert sondern in hoher Auflösung auf dem Rechner liegt bekommt man so eine super reduzierte Musikanlage höchster Güte, ohne viele Kästchen, Kabel und den damit verbundenen Aufstell- und Anschlussproblemen. Ein Apple-Rechner lässt sich innerhalb von Sekunden mit dem M6i verbinden und Musik hören. Toll!

Für das geforderte Geld ist Anthony Michaelson aus meiner Sicht ein toller Wurf geglückt: ein musikalisches Gerät mit unglaublichen Leistungsreserven, das auch trotz der vielen Muskeln noch geschmeidig laufen kann.

Da frage ich mich glatt, was die Vor-/End-Kombination M6PRE und M6PRX da noch draufsetzen soll? Immerhin kostet sie das doppelte des Vollverstärkers (sind ja auch physisch genau das doppelte Volumen), hat ein bisschen mehr Leistung (260 gegenüber 200 Watt) und braucht doppelt so viele gute Netzkabel und ein zusätzliches Verbindungskabel.
Mir hat der Vergleich nur wieder mal gezeigt, dass ich wohl ein ausgemachter Fan von Vollverstärkern bin. Aus meiner Sicht hat er klar das bessere Preis-/Leistungs-Verhältnis, gibt sich klanglich keine Blöße gegenüber seinen getrennten Brüdern und ist erstaunlicherweise sogar noch etwas nebengeräuschärmer – trotz symmetrischer Verkabelung zwischen M6PRE und M6PRX.
Wahrscheinlich sind die Lautsprecher, die ich zur Verfügung habe, keine so furchtbar anspruchsvollen und komplexen Lasten, dass sich der Vorteil der Vor-/End-Kombi deutlicher zeigen könnte. Aber ich bin ja froh, dass die Lautsprecher nicht so zickig sind, kann ich so doch mit dem integrierten M6i für kleines Geld einen tollen Vollverstärker empfehlen, der für die allermeisten Lautsprecher-Lasten mehr als ausreichend ist.

Musical Fidelity M6 Serie

Auch Musical Fidelity gehört zu den etablierten Größen am HiFi-Markt, ist Anthony Michaelson doch mit seinen Geräten seit 30 Jahren auf dem deutschen Markt vertreten. So lange verkaufe ich noch kein HiFi und Highend, aber die letzten Inkarnationen des Ur-A1 namens „A-1X“ und „David“ habe ich Anfang der Neunziger auch schon im Sortiment gehabt. Seitdem hat sich bei Musical aber einiges getan. Nach einigem Durcheinander in den Produktlinien der letzten Jahre gibt es jetzt wieder ein stimmiges und untereinander kombinierbares Programm an Verstärkern und CD-Playern. Ganz im Gegensatz zu damaligen Zeiten, als der A1 mit mörderischer Hitzeentwicklung und überschaubarer Leistung daher kam, daraus aber einen sagenhaften Klang gezaubert hat, sind die aktuellen Verstärker von Musical Fidelity mit reichlich Leistung gesegnet. Leider haben immer noch nicht alle Lautsprecherhersteller verstanden, dass es keine Tugend ist, leistungshungrige und wirkungsgradschwache Ungetüme auf den Markt zu bringen. Dieser Tatsache trägt nun auch Antony Michaelson Rechung in Form seiner leistungsstarken M6 Serie.

Musical Fidelity M6PRE und M6PRX
Musical Fidelity M6PRE und M6PRX
Musical Fidelity M6i
Musical Fidelity M6i

Um einen Eindruck, auch im Vergleich zu den in der gleichen Preislage spielenden Geräten von Moon, zu bekommen, habe ich mir den Vollverstärker M6i mit satten 200W@8Ohm und die Vor-End-Kombination M6PRE / M6PRX mit 260W@8Ohm vorgenommen. Strategisch geschickt platziert kostet der Vollverstärker M6i knapp die Hälfte der Vor-End-Kombi, nämlich 2.450 Euro. M6PRE und M6PRX sind für zusammen 5.000 Euro zu haben.

Jetzt bin ich mal gespannt, wie sich die beiden im Hörtest schlagen und wie groß der Unterschied zwischen dem Vollverstärker und der Vor-End-Kombi ist. Wie immer sind die Geräte (leider) brandneu eingetroffen und dürfen sich daher erstmal einspielen.

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